Flötentöne in Coronazeiten

10.06.2020

SVZ - Parchimer Zeitung


In der Kreismusikschule kehrt nach drei Monaten mit Einschränkungen langsam wieder Normalität ein

 

Gabriele Knües
Parchim

Als Mitte März die Einschränkungen begannen und im Land die Schulen geschlossen wurden, da hieß es auch für die Kreismusikschule „Johann Matthias Sperger: Nichts geht mehr. „Wir hatten für Sonnabend, den 14. März, ein Erwachsenenkonzert geplant, das wurde als Erstes abgesagt und ab Montag war dann auch unsere Schule komplett geschlossen“, erinnert sich Musiklehrer Volker Schubert noch ganz genau an diese Tage. Auch für ihn und seine Kollegen kamen diesen Maßnahmen recht überraschend und bedeuteten, kein Unterricht mehr, keine Musikklänge, die durch Räume und Flure der Einrichtung in der Ziegendorfer Chaussee tönen.

„Umdenken war ab sofort gefragt und sich neue Unterrichtsformen erschließen“, berichtet Volker Schubert weiter. Er selbst lehrt unter anderem Flöte und Cello und konnte mit vielen seiner Schüler auf Online – Unterricht ausweichen. Doch wer ein Instrument spielt, der weiß, dass Interaktion auf dieser Ebene nicht ganz einfach ist. Der Hauptnachteil sei, dass man nicht gleichzeitig musizieren und sprechen könne, so Schubert. Während man im Unterricht vor Ort direkt in das Musiziergeschehen eingreifen und korrigieren könne, heißt das im Online-Unterricht, warten bis das Stück zu Ende ist und erst dann wird besprochen, was fehlerhaft war. Was die Akustik betrifft, war es mitunter ebenfalls etwas schwierig, zudem gab es auch immer mal wieder Schwierigkeiten mit den Internetverbindungen, die wackelig waren oder nicht zustande kamen.

Schüler und Lehrer machten jedoch das Beste aus der Sizuation. Sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen saßen hochmotiviert vor ihren Rechnern oder Smartphones und freuten sich auf den, meist einzigen Termin während der drei Monate. „Es war ein sehr konzentriertes Arbeiten, bei dem man spürte, wie wichtig dieser Austausch für beide Seiten war“, denkt Volker Schubert zurück.

Das gesamte Musikpädagogen-Team war in diesen Wochen kreativ, was die Gestaltung des Unterrichts und das Kontakthalten zu den Schülern betrifft. So wurde zum Beispiel die Variante gewählt, wenn es keine technischen Möglichkeiten für Online-Stunden gab, gespielte Stücke aufzunehmen und sich über das Handy zuzusenden.

An Ensemble-Unterricht war natürlich ebenfalls nicht zu denken. Die Organisation dieser Stunden gestaltet sich aufgrund der teilweise hohen Schülerzahl und der geltenden Abstandsregelung bis heute als schwierig. Doch auch hier wusste sich Volker Schubert zu helfen. Er spielte verschiedene Stücke Instrument für Instrument selbst ein und schickte die fertigen Aufnahmen samt Noten an die Schüler. „Das ist zwar viel Arbeit, macht aber auch sehr viel Spaß“, sagt der Musiker begeistert.

Bei aller Kreativität und der verschiedenen Möglichkeiten, die sich die Pädagogen erschlossen haben, sind doch alle froh, dass sie sich nun endlich wieder persönlich zum Musizieren treffen können. „Es ist schön, wieder in die Musikschule zu sein“, freut sich Mirjam Haggenmüller. Die Flötenschülerin von Hans-Jürgen Kipcke hatte während der langen Pause aufgrund technischer Einschränkungen keinen Online-Unterricht.

Auch Bernd Jagutzki ist froh, dass nun endlich wieder Leben in die Schule eingezogen ist. „Der Eins-zu-Eins-Unterricht ist eben durch die Technik nicht zu ersetzen“, so der Schulleiter. Auch für ihn waren die letzten Wochen und Monate eine große Herausforderung. Täglich gab es neue Maßnahmen und Anweisungen, die umgesetzt werden mussten. Zudem fanden regelmäßig Telefonkonferenzen statt, aktuelle Veranstaltungen mussten abgesagt werden, auch die, die noch bis Schuljahresende geplant waren, wie das traditionelle Abschlusskonzert oder der Tag der offenen Tür. Doch auch Bernd Jagutzki sieht die positiven Dinge, die in der zurückliegenden Zeit durchaus vorhanden waren. Lehrer und Schüler waren nicht nur online unterwegs, sondern auch im „richtigen“ Leben und spielten im Freien, zum Beispiel vor Pflegeheimen und zauberten so den Bewohnern ein Lächeln aufs Gesicht. Der Schulleiter möchte sich bei den Eltern der Schüler für ihr Verständnis bedanken: „Das war eine wichtige Voraussetzung, um den Unterricht in Corona-Zeiten so gut wie möglich weiterzuführen.“