Grenzüberschreitend mit Carl Orff

10.09.2018

SVZ - Parchimer Zeitung


Die Musikschulen Prignitz und Ludwigslust-Parchim und der Chor Wilsnack Cantabile gaben mit  Orrfs Carmina Burana ein großartiges Konzert

 

Monika Maria Degner
Parchim

Grenzen überschritt dieses ambitionierte Konzertprojekt viele. Zunächst überschritt es mit der Wahl von Carl Orffs szenischem Chorwerk „Carmina Burana“ bei Weitem die Dimensionen, die Musikschulkonzerte in der Regel ausfüllen. Es überschritt zudem die Grenze zwischen zwei Kreismusikschulen, indem das sinfonische Orchester der Musikschule Prignitz gemeinsam mit der Musikschule „Johann Matthias Sperger“ musizierte. Es hob außerdem die Grenzen zwischen Jung und Älter und zwischen Profis und Laien auf. Fast war es eine Sammlungsbewegung, denn 160 Mitwirkende mussten aufgeboten werden. Wie viel Sympathie das groß angelegte Projekt schon im Vorfeld erntete, davon zeugt die Zahl der Sponsoren aus beiden Landkreisen.

Viele Stimmen, viele Instrumente, große Kraft. Das Publikum - noch der letzte Platz in der Stadthalle ist besetzt - verharrt in Erwartung des grandiosen Klanggewitters der Carmina Burana. Mit dem populären „O Fortuna“, man kennt es auch als effektvolle Zutat aus Film und Werbung, beginnt das Konzert. So endet es auch.

An vielen Stellen der Carmina Burana baut der Komponist auf die Wirkung von Kontrasten. In Stufen steigert sich der grandiose Totaleinsatz aller akustischen Quellen, der auf die jeweils zarten Episoden des ersten Stücks folgt. Das stimmt die Zuhörenden in ein dramatisches Musikereignis ein, das durch die erfahrenen Gesangssolisten Birgit Bockler, Christian Hees und Michael Rapke noch ergänzt werden wird.

Gerne wird die Carmina Burana auf CD-Hüllen mittelalterlich präsentiert, mittelalterlich sind allerdings nur die ursprünglich lateinischen oder mittelhochdeutschen Texte, die Trink-, Frühlings- und Liebeslieder, die im Kloster Benediktbeuren aufgezeichnet wurden. Die Musik ist durchweg neu und modern, trotz der Anverwandlung älterer Stilelemente. Vergleichbare Rückbezüge auf Einfachheit und Archaik gibt es in der Moderne auch in den anderen Künsten. Alles in Allem aber klingt dieses bekannteste Werk Carl Orffs (1937 Uraufführung) neu und frisch. Kein Wunder, dass er glaubte, einen entscheidenden Durchbruch geschafft zu haben.

Befragt nach der speziellen Interpretation dieser Aufführung, antwortet Volker Schubert, Musiklehrer aus Ludwigslust-Parchim und neben Axel Gliesche einer der beiden Projektkoordinatoren, allerdings mit einem Lächeln. „Wir haben so gespielt, wie der Komponist es vorgeschrieben hat.“

Bis in die Kleinigkeiten habe Orff die Modalitäten fixiert. Und dieses komplexe musikalische Gebäude meisterten der Chor Wilsnack Cantabile, im Verlauf noch durch junge bis sehr junge Sängerinnen ergänzt, und die Instrumentalisten nach wochenlanger Probenarbeit mit dem erfahrenen Musiker und Dirigenten Steffen Tast. Ihm galt am Ende noch besonderer Beifall. Mit „großer Geduld“ (Schubert) hat er die heterogene Mannschaft geleitet und die jungen Menschen in die Erfahrung dieses „grenzüberschreitenden“ Zusammenspiels geführt. Das Parchimer Publikum war begeistert. Stehender Applaus, lange und einhellig.