Gleich zweimal „Carmina Burana“

06.07.2018

SVZ - Zeitung für Lübz-Goldberg-Plau


 

Musikschulen proben für Carl Orffs populäres Chorwerk / Aufführungen im September in Stadthalle Parchim und Schlosspark Meyenburg
 
Simone Herbst
Parchim/Meyenburg

Mit dem Pampiner Musikpreis setzen die Kreismusikschulen aus der Prignitz und Ludwigslust-Parchim schon seit einigen Jahren ihr kulturelles Achtungszeichen in der Grenzregion. Jetzt stellen sie gemeinsam ein neues Projekt auf die Beine – und das ist anders, größer, gab es so noch nie: 140 Musiker aus beiden Einrichtungen – Instrumentalisten und Sänger – werden Carl Orffs „Carmina Burana“ auf die Bühne bringen. Zu erleben open Air am 1. September im Schlosspark Meyenburg, am 8. September im Saal der Parchimer Stadthalle.

Die Idee zu diesem Projekt hatte Axel Gliesche, Geigenlehrer am Perleberger Standort der Prignitzer Musikschule. Als er vor gut anderthalb Jahren im Schloss Meyenburg ein Konzert gab, entdeckte er hier eher zufällig die riesige Open-Air-Bühne im Park. „Sie ist wie geschaffen für eine Aufführung mit Riesenbesetzung“, war er sofort begeistert. Geschaffen für Orffs Carmina Burana, eines der populärsten sinfonischen Chorwerke des 20. Jahrhunderts. Gliesche, dem klar war, dass die Perleberger ein Konzert dieser Größe allein nicht würden stemmen können, konnte die Parchimer für das Projekt begeistern und begann bald, Sponsoren zu suchen.

Jetzt, ein gutes Jahr später, liegen längst Monate regelmäßiger Probenwochenenden hinter den 140 Mitwirkenden. 80 Musiker im Alter zwischen elf Jahren und Rente, dazu 60 Stimmen im Chor sowie Sopran, Tenor und Bariton für die Soli. Projektleiter Axel Gliesche und sein Co-Koordinator Volker Schubert vom Parchimer Standort der Sperger-Musikschule sind begeistert. „Wir haben erste gemeinsame Proben gemacht, es ist einfach genial und es wird gut“, so Schubert. Dabei habe es die Carmina Burana wirklich in sich. Orff schrieb seine szenische Kantate 1935/36 und unterlegte sie mit Texten in mittellateinischer und mittelhochdeutscher Sprache, die er der Carmina Burana entnommen hatte, einer Sammlung von im 11. und 12. Jahrhundert entstandenen Lied- und Dramentexten. Schubert nennt es eine Herausforderung. „Doch unsere Sänger haben die Texte mit einer Begeisterung gelernt und sind mit so viel Freude bei der Sache, das ist toll.“ An dieser Stelle darf man eines nicht vergessen: Sowohl die Instrumentalisten als auch die Sänger sind Laien und von daher nicht zu vergleichen mit Berufsmusikern. „Aber gerade das macht auch den Charme unseres Projektes aus“, ist Axel Gliesche überzeugt. „Zum Beispiel haben wir einen Grundschüler aus Berge dabei. Er wird bei den Aufführungen mit einem Riesenensemble auf der Bühne stehen. Und der Junge ist Feuer und Flamme.“

Die künstlerische Leitung haben die Organisatoren übrigens in die Hände von Steffen Tast, Geiger beim Rundfunksinfonieorchester Berlin, gelegt. „Er ist schon oft als Dirigent verpflichtet worden. Und er hat sich mit ,Dorf macht Oper’ in Klein Leppin einen Namen gemacht“, findet Schubert die Wahl vortrefflich.

Gäste der beiden Konzertabende werden im gestandenen Perleberger Orchester übrigens auch Kontrafagott und Englisch Horn hören und ein Schlagwerk mit breiter Batterie erleben. „Wann hat man das schon mal“, sagt Gliesche und fügt lachend hinzu: „Um noch einen Fagott zu bekommen, hatten wir einen ehemaligen Berufsmusiker in Schwerin angefragt. Er hat sofort zugesagt und meinte ,für Carmina Burana sage ich alles andere ab’.“

Rund 18 000 Euro werden für das Projekt zu Buche schlagen. Und das nicht etwa wegen der Gagen. Vielmehr sind es die vielen kleinen Dinge, wie etwa Fahrten zu gemeinsamen Wochenendproben, das anstehende Probenlager Ende der Sommerferien, bei dem alle 140 Aktiven für zwei oder vier Tage eingeladen sind, oder auch die zwei Flügel, die transportiert und vor Ort gestimmt werden müssen. Axel Gliesche und Volker Schubert haben solange geworben, bis sie Unterstützer gefunden hatten. So machen sich die Sparkasse Parchim-Lübz und die VR-Bank Parchim, der Förderverein der Musikschule, die Stadtwerke, Stadt und Landkreis, die Parchimer Bürgerstiftung und zudem einige private Spender um die Finanzierung verdient.

Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf in der Stadthalle.