Johann Matthias Sperger

Der Namenspatron der Kreismusikschule

Johann Matthias Sperger wurde am 23. März 1750 in der seinerzeit niederösterreichischen Stadt Feldsberg, dem heutigen Valtice im tschechischen Verwaltungsbezirk Brünn, geboren. Über seine frühe musikalische Ausbildung kann man nur Vermutungen anstellen. Wie vor und nach ihm zahlreiche Musiker aus dem böhmisch-mährischen Raum zog es ihn nach Wien, wo er Schüler von Johann Georg Albrechtsberger wurde. Im Alter von 27 Jahren wurde Sperger als Kontrabassist in die Preßburger Kapelle des Erzbischofs und späteren Kardinals von Ungarn, Joseph Graf von Batthyany, aufgenommen. Hier hat er mehr komponiert als in seiner Ludwigsluster Zeit, obwohl diese von 1789 bis 1812 und damit wesentlich länger als der Aufenthalt in Preßburg dauerte. Überaus reich ist Spergers sinfonisches Schaffen. Insgesamt hat er 45 Sinfonien geschrieben. Auch auf dem Gebiet des Solokonzerts ist sein Schaffen reichhaltig. Nach Auflösung der Kapelle in Preßburg fand Sperger eine Anstellung in Fidisch im südlichen Burgenland. Mit dem Nachweis dieser Tätigkeit wird die bisherige Vermutung, Sperger habe in Joseph Haydns Kapelle in Eisenstadt und Esterhazy gedient, endgültig widerlegt.

 

Sperger unternahm viele Konzertreisen und spielte oft in Lübeck, dann sehr häufig vor König Friedrich Wilhelm II. in Berlin. Leider bekam er dort keine Anstellung, doch Graf Brühl und der berühmte Kapellmeister Reichardt schrieben an den Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg und empfahlen Sperger. Von guten Wünschen begleitet verließ Sperger Berlin, nachdem er nochmals der Königin in deren Palais Monbijou vorgespielt hatte, und reiste nach Ludwigslust, wo er dem Herzog vorspielte und dabei offenbar einen großartigen Eindruck hinterließ. Doch kam auch hier keine Anstellung zustande, denn die Hofkapelle des Herzogs Friedrich Franz I. besaß zwei Kontrabassisten. Durch den Tod eines dieser Musiker wurde 1789 ein Platz inder Ludwigsluster Hofkapelle frei, und Sperger trat die Stelle an.

 

Finanziell ging es Sperger in Ludwigslust besser als in Preßburg. In Ludwigslust wurden den Musikern über ihr festes Einkommen hinaus freie Wohnung und Naturalien gewährt; letztere bestanden in Holz, Torf, Wein und dergleichen. Sperger wohnte mit seiner Frau zunächst in einem Gasthaus und später in der Schloßstraße 23.

 

Als Sperger 1789 in die Hofkapelle kam, wurde sie von dem gleichaltrigen und auch im gleichen Jahr nach Ludwigslust gekommenen Hofkapellmeister Antonio Rosetti geleitet. Die Hofkapelle war mit 8 Violinen, 2 Violen, 3 Violoncelli, 2 Kontrabässen, 3 Oboen, 2 Flöten, 4 Hörnern, 7 Trompeten, 2 Fagotten und 2 Klarinetten besetzt. Dazu kamen noch Solisten sowie Chorsänger und ‑sängerinnen.

Sperger war um ein gutes Einvernehmen mit dem Hof bemüht. Der Schwiegertochter des Herzogs, der Kaiserlichen Hoheit und Erbprinzessin Helene Paulowna, widmete er anlässlich der Geburt ihres Sohnes Paul Friedrich – des späteren Großherzogs von Mecklenburg – eine Sinfonie, die am Tage ihres ersten Kirchganges nach der Entbindung in der Hofkirche zu Ludwigslust aufgeführt wurde.

 

Von Spergers Werken verdient eine Sinfonie besondere Beachtung, die als Gegenstück zu Joseph Haydns Abschiedssinfonie gilt: die Ankunftssinfonie. In Ludwigslust verfasste Sperger ferner sieben Kontrabaßkonzerte, ein Fagottkonzert für den Fagottisten Wilhelm Berwald (der bei ihm Kontrabaß-Unterricht nahm) sowie kleinere Werke und Kantaten. Spergers Werke wurden regelmäßig am Hofe aufgeführt, meist sogar zu besonderen Anlässen, was für ihre Wertschätzung spricht.

 

Sperger wirkte bis zu seinem Tode am 13. Mai 1812 in Ludwigslust. Die Kabinettsakten weisen nach, dass er neben seiner Tätigkeit in der Hofkapelle wiederholt im evangelischen Gottesdienst der Schloßkirche die Orgel gespielt hat. Als 1809 die katholische Kirche fertiggestellt wurde, stellte sich Sperger auch hier zur Verfügung. Es ist bekannt, dass Musiker früherer Zeiten mehrere Instrumente spielen konnten. Ob es sich beim Orgelspiel Spergers nur um ein „Hobby“ handelte, ist angesichts der Qualität der von ihm hinterlassenen Orgelmusik für den gottesdienstlichen Gebrauch belanglos: Die Stücke spiegeln nicht nur Spergers persönlichen Geschmack wider, sondern sind auch ein Abbild der Musizierpraxis seiner Zeit.

 

Text: Dieter Ueltzen, Ludwigslust, im November 2007

 


Die Pflege des Erbes

Seit den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts ist das Wirken von Prof. Klaus Trumpf in der Forschung über Johann Matthias Sperger nachweisbar. Gegen Ende der 90-er Jahre mündeten diese Bemühungen gemeinsam mit denen anderer Musiker in die Gründung einer Gesellschaft zur Erforschung und Pflege des Schaffens von Sperger, die Internationale Johann-Matthias-Sperger-Gesellschaft e.V. Diese Gesellschaft hat einen entscheidenden Anteil daran, dass unsere Kreismusikschule den Namen von Johann Matthias Sperger verliehen bekommen hat.

 

Diese Namensverleihung fand während des 4. Internationalen Johann-Matthias-Sperger-Kontrabasswettbewerbs statt, der im Herbst 2006 in Ludwigslust ausgetragen wurde. Dieser Wettbewerb - der 2012 bereits zum siebenten Male stattfindet - wurde von der Internationalen Johann-Matthias-Sperger-Gesellschaft initiiert und verdankt wesentliche Impulse wohl insbesondere dem Wirken von Prof. Klaus Trumpf.

 

Am 13. Mai 2012 jährte sich Spergers Todestag zum 200. Male. Aus diesem Anlass erfuhr dieser bedeutende Musiker von Ludwigslust eine besondere Ehrung. Genaueres können Sie hier nachlesen.